Du dachtest, du hättest die große Liebe gefunden. Alles hat sich so schön angefühlt, fast wie im Märchen. Doch dann kamen dir immer mehr Dinge komisch vor, du fühltest dich immer öfter gekränkt, klein gemacht und langsam wurde dir klar, dass diese Beziehung überhaupt nicht gut für dich ist. Du hast dich in eine Person verliebt, die nicht aus Liebe zu dir als Person mit dir zusammen ist oder sogar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Wenn du dich distanzierst oder versuchst, die Beziehung zu beenden, fällt deinem:deiner Partner:in eine Menge ein, um dich bei sich zu halten: Er:Sie macht dir Liebesgeständnisse, spielt vielleicht die Mitleids-Karte oder bedroht dich sogar, bis dich die Beziehung ganz krank macht. Wie kommst du raus aus diesem Teufelskreis?
Woran du erkennst, dass deine Beziehung toxisch ist
Das sicherste Anzeichen dafür, dass du in einer Beziehung lebst, die dir nicht gut tut ist, dass sie dich viel Kraft kostet, aber dir so gut wie keine Kraft spendet. Jede Beziehung kostet Anstrengung. Wenn sie funktionieren soll, müssen beide Beteiligten an ihr arbeiten. Wenn du aber regelrecht das Gefühl hast, ausgesaugt zu werden und nur noch unglücklich und kraftlos bist, hat das mit normaler Beziehungsarbeit nichts mehr zu tun.
Vielleicht bist du an eine narzisstische Person geraten. Menschen mit dieser Art von Persönlichkeitsstörung werden am häufigsten mit ungesunder Beziehungsführung in Verbindung gebracht. Sie zeichnen sich durch einen Mangel an Selbstliebe und Identitätsbewusstsein aus. Diese Defizite versuchen sie durch dominantes Machtverhalten, außerordentlichen Geltungsdrang und den Versuch, ihre Partner:innen von sich abhängig zu machen, auszugleichen. So ist es Sarah ergangen, als sie sich in den narzisstischen Max verliebte. Die Heilpraktikerin Vera Kaesemann und der Journalist Andreas Heineke haben die wahre Begebenheit in dem Buch „Liebe – kälter als der Tod“ geschildert. Womöglich erkennst du deine Beziehung darin wieder.
Aber Vorsicht: Wahrscheinlich bist du kein:e Psychologe:Psychologin. Deshalb ist es wichtig, dass du nicht selbst bei deinem:deiner Partner:in voreilig eine solche Diagnose stellst. Lieber solltest du mit einem:einer Facharzt:ärztin über dich, deine:n Partner:in und eure Beziehung sprechen, wenn du eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vermutest.
Doch nichtsdestotrotz und egal, ob und welche psychologische Diagnose letztendlich zugrunde liegt. Wenn du diese Merkmale in deiner Beziehung bemerkst, ist sie definitiv ungesund:
Merkmale einer toxischen Beziehung
- Die Kommunikation deines:deiner Partners:Partnerin ist geprägt von Zynismus, gemeiner Kritik und herablassenden Kommentaren dir gegenüber. Du kannst ihm:ihr nichts recht machen.
- Dein:e Partner:in ist sehr misstrauisch und möchte dich immer kontrollieren. Er:Sie verlangt zum Beispiel den Kontaktabbruch zu ausgewählten Personen, liest deine privaten Nachrichten oder möchte nicht, dass du ein eigenes Konto hast.
- Du hast das Gefühl, dass dein:e Partner:in sich nicht richtig in dich hineinversetzen kann oder es gar nicht versucht und bemerkst einen deutlichen Mangel an Empathie – dir und vielleicht auch anderen Menschen gegenüber.
- Dein:e Partner:in hat immer wieder Wutausbrüche wegen Kleinigkeiten und starke Stimmungsschwankungen und wird vielleicht sogar handgreiflich, was dazu führt, dass du Angst hast, mit deinem Verhalten eine neue Krise zu verursachen und in ständiger Angst und Vorsicht lebst.
- Im extremen Fall bemerkst du, dass dein:e Partner:in versucht, dich zu verwirren, deine Wahrnehmung der Realität zu manipulieren und dir vielleicht sogar eine psychische Erkrankung einzureden. Dies ist eine Form von emotionalem Missbrauch, die als Gaslighting bezeichnet wird.
- Eure Partnerschaft ist eine On-Off-Beziehung. Jedes Mal, wenn du versuchst loszulassen und endgültig einen Schlussstrich zu ziehen, gelingt es deinem:deiner Partner:in doch mit gemeinen Tricks, dich wieder zurückzuholen.
Wege aus der toxischen Beziehung
Egal, welche Probleme dein:e Partner:in mit sich selbst hat, wenn eure Beziehung bei dir Angst, Unsicherheit und Leid verursacht, wenn du dich unfrei, unverstanden, kontrolliert und gedemütigt fühlst, musst du aus dieser Beziehung raus – selbst dann, wenn du ihn:sie trotzdem noch liebst, sein:ihr Verhalten immer wieder damit rechtfertigst, dass er:sie nichts dafür kann und das Gefühl hast, schon so viel in die Beziehung investiert zu haben, dass du nicht aufgeben kannst. Das Festhalten an einer toxischen Beziehung gleicht häufig einem Suchtverhalten und muss auch ähnlich behandelt werden.
Wichtig ist, dass du dich selbst wiederfindest, neues Selbstbewusstsein erlangst und dir klar machst, dass du wertvoll und nicht Schuld am Verhalten deines:deiner Partners:Partnerin bist. Das ist schwer und vielleicht schaffst du es alleine auch nicht. Du brauchst Menschen aus deinem Umfeld, zum Beispiel deine Eltern, deine Geschwister oder eine:n sehr gute:n Freund:in, die dir jetzt helfen und dich bestärken. Womöglich kann dir auch das Buch von Jackson MacKenzie helfen, welches demnächst erscheint: Keine Macht den Psychopathen. Der Untertitel So befreien Sie sich von emotional traumatischen Beziehungen macht schon deutlich, dass es hier genau um die Lösung deines Problems geht.
Viele Menschen, die in einer toxischen Beziehung gefangen sind, brauchen professionelle Hilfe von einem:einer Psychologen:Psychologin, um sich emotional lösen und den Schritt der Trennung gehen zu können. Wenn du merkst, du kommst einfach nicht heraus und dein Leben wird immer schlimmer, zögere bitte nicht, einen Profi an deine Seite zu holen. Der kann dir auch helfen, das Trauma zu verarbeiten, das eine toxische Beziehung häufig hinterlässt.