Chatten, mailen, swipen: Sind Tinder, Facebook & Co Fluch oder Segen?

Kaputtes Smartphone
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Der amerikanische Schauspieler und Comedian Aziz Ansari beschäftigt sich gern mit der Partnersuche im 21. Jahrhundert. Dabei lässt ihm eins keine Ruhe: Sind Tinder, Facebook und Co. Fluch oder Segen? War früher wirklich alles besser, oder sollten wir uns freuen, heute auf dem Singlemarkt zu sein? Um das herauszufinden, hat er gemeinsam mit dem Soziologen Eric Klinenberg eine ganze Menge Leute interviewt – mit überraschendem Ergebnis.

Vom Partner zum Seelenverwandten

Ältere Herrschaften sprechen eher von einer Partnerschaft, wenn man sie nach den Gründen fragt, weshalb sie sich damals für jemanden entschieden haben. „Er schien mir ein guter Mann zu sein“, „Sie war ein nettes Mädchen“, „Er hatte einen guten Job“ oder „Ich esse für mein Leben gern Donuts, und sie konnte mir welche organisieren“. Heute fallen diese Antworten wesentlich dramatischer und emotionaler aus. „Ich kann ohne sie nicht leben“, etwa oder „Immer wenn ich ihr Haar berühre, kriege ich einen Megaständer“.

Woran liegt es, dass wir heute so viel überschwänglichere Worte verwenden? Früher waren die Rollen klar verteilt. Der Mann ging das Geld verdienen, die Frau war für Haushalt und Kinder zuständig. Je nachdem, wie gut man diese Rolle erfüllen konnte, desto glücklicher war die Ehe. Man war ein Team. Man suchte jemanden, weil man eine Familie gründen wollte. Ein Partner musste nicht obermegatollsuperhot sein. Er musste einfach „gut genug“ sein.

Sind nur Frauen die Gewinner der heutigen Zeit?

Auf die wahre Liebe zu warten, war ein Luxus, den sich kaum jemand leisten konnte, und erst recht nicht der weibliche Anteil der Bevölkerung. In den frühen Sechzigern gaben ganze 76 Prozent der Frauen an, sie wären bereit, jemanden zu heiraten, den sie nicht lieben. Ja, und heute? In einer Zeit, in der jeder den perfekten Partner sucht und Tausende Kanäle zur Verfügung hat, um ihn auch zu finden? Man könnte meinen, dass das alles einfacher macht. Nur leider stimmt das nicht. Die Auswahl ist zu groß, uns festzulegen, fällt uns immer schwerer. Ausgerechnet jene Paare, die sich über Online-Dating-Börsen kennengelernt haben, sind am glücklichsten. Weil man ihre Interessen und Zukunftswünsche miteinander abgeglichen hat, so wie früher. Und, so absurd es auch klingt, auch die arrangierten Ehen weisen oft eine ziemlich hohe Glücksrate auf, weil auch hier der Teamgedanke zählt. So wie bei unseren Großeltern. Vielleicht sollten wir uns häufiger von denen auf den Boden der Tatsachen zurückholen lassen.

Was sind eure persönlichen Erfahrungen? Macht das Online-Dating alles nur noch schlimmer? Oder doch viel einfacher?

Noch viele Kapitel mehr zum Thema gibt es in „Modern Romance“, eine humorvolle Suche nach dem Liebesglück im 21. Jahrhundert.

Keine Buchinfo zu ISBN: 978-3-442-17619-9