Er:Sie ist der:die perfekte Partner:in: Hilfsbereit, verständnisvoll und loyal. Ihr versteht euch hervorragend, er:sie ist intelligent, selbstbewusst und hübsch. Ihr seid verliebt ineinander. Aber im Bett klappt es einfach nicht. Wie kann das sein? Und ist die Beziehung deshalb zum Scheitern verurteil?
Warum klappt es im Bett nicht und was könnt ihr dagegen tun?
Warum sollte der Sex nicht schön sein, wenn zwei Menschen sich lieben? Ist dann nicht die sexuelle Anziehung automatisch stark, und die Intimität, die Nähe zum:zur Partner:in immer schön, wenn Liebesgefühle oder Verliebtheit da sind? Meistens ist das natürlich der Fall, aber leider ist es dennoch nicht selbstverständlich, und dafür kann es verschiedene Gründe geben.
Die Geschlechtsorgane passen nicht zusammen
Der offensichtlichste Grund ist eine Inkompatibilität der Geschlechtsorgane: Der Penis ist zu groß, die Vagina zu eng und/oder zu kurz. Das führt dazu, dass der Mann nicht richtig eindringen kann und zu Schmerzen bei der Frau. Angenehmer, schmerzfreier Geschlechtsverkehr ist dann kaum möglich. Andersherum, wenn der Penis recht klein ist, die Vagina aber weit und lang, ist Sex zwar möglich, aber die Reibung fehlt und es fühlt sich für beide unbefriedigend an.
Und nun? Der Sex tut weh oder ist unbefriedigend, und niemand kann etwas dafür – heißt das nun, die sonst so schöne Partnerschaft hat keine Chance?
Nicht unbedingt, denn es gibt schließlich unzählige andere Möglichkeiten, abseits vom Penetrationssex, um Befriedigung und Ekstase miteinander zu erleben. Denke an die homosexuellen Paare – die können einander auch befriedigen, ganz ohne Vaginalsex. Ihr könnt euch – zusätzlich oder ausschließlich – oral oder mit den Händen befriedigen oder Sextoys verwenden. Vielleicht ist auch – bei der Konstellation kleiner Penis und große Vagina – Analsex eine Option.
Und schließlich gibt es so viele verschiedene Sexstellungen, von welchen euch die eine oder andere vielleicht doch Befriedigung verschafft. Männer mit kleinen Penissen oder ihre Partner:innen empfehlen gerne Positionen von hinten, wie Doggy Style und Elefant, oder solche Stellungen, bei welchen die Frau die Beine weit nach oben hebt, zum Beispiel die Missionarsstellung mit den Beinen auf den Schultern des Partners. Sie machen ein besonders tiefes Eindringen möglich.
Ist der Penis zu groß für die Vagina, können all jene Positionen trotzdem viel Spaß machen und der Frau Schmerzen ersparen, in welchen sie die Kontrolle darüber hat, wie tief er eindringt. Das kann sie immer dann, wenn sie auf dem Mann sitzt, zum Beispiel in der Reiterstellung und ihren zahlreichen Variationen oder bei der Lotusblume und anderen sitzenden Positionen.
In Ratgebern wie „365 Sexstellungen“ von Randi Foxx, „Best hot Sex“ von Samantha Taylor oder natürlich im Klassiker schlechthin, dem Kamasutra,
könnt ihr euch jede Menge Inspiration für weitere interessante Sexstellungen holen, die ihr durchprobieren könnt. Vielleicht findet ihr ein paar Positionen, die euch beiden Spaß machen, auch wenn die Geschlechtsorgane nicht so ganz zusammenpassen.
Die sexuellen Präferenzen oder Verhaltensweisen passen nicht zusammen
Dass es im Bett nicht klappt, hat aber nicht immer anatomische Ursachen, es können auch die Vorlieben, das Verhalten oder die sexuelle Erfahrung sein, die für Unzufriedenheit bei mindestens einer der beiden Personen sorgen. Während die Anatomie meist nur bei heterosexuellen Paaren zum Problem werden kann, können solche nicht-körperlichen Schwierigkeiten genauso homosexuelle Paare betreffen.
- Eine Frau, die schon unzählige Male Sex in allen möglichen Variationen hatte, verliebt sich in einen Mann, der noch Jungfrau ist – klar, dass er bei den ersten gemeinsamen Malen bestimmt nicht ihre Erwartungen erfüllt.
- Eine recht sensible Frau, die am liebsten kuscheligen, sanften Sex mag, beginnt eine Beziehung mit einem Mann, der nur auf die „harte Tour“ Befriedigung finden kann, auf herben Dirty Talk steht und die Peitsche auspackt – sie wird beim ersten Mal entsetzt sein und jegliches Lustempfinden sofort verlieren. Verzichtet er ihr zuliebe darauf, seine Neigung auszuleben, bekommt er vielleicht nicht einmal eine Erektion.
- Eine sexuell sehr offene Frau hat eine neue Partnerin, die selbstbewusst, redegewandt und interessant ist – aber beim ersten Sex stellt sie fest, dass sie im Bett schüchtern und verklemmt ist und sich für ihre Nacktheit schämt, vielleicht den Sex gar nicht richtig will. Denn die Sexualität kann sich manchmal vollkommen vom Verhalten außerhalb der sexuellen Ebene unterscheiden.
Diese drei willkürlich gewählten Beispiele stehen für unzählige Konstellationen, die selbst zwischen Frischverliebten für Probleme im Bett sorgen. Natürlich ist es schade, wenn sich herausstellt, dass zwei Menschen, die sich sonst so gut verstehen und Gefühle füreinander haben, im Bett so gar nicht miteinander harmonieren. Viele Paare trennen sich deswegen, weil die sexuellen Differenzen ihnen unüberbrückbar erscheinen. Aber wer zusammenbleiben will, kann sich sicherlich trotzdem ein für beide befriedigendes Sexleben erarbeiten.
Das könnt ihr tun, wenn ihr sexuell nicht auf einer Wellenlänge seid und eure Bettsituation verbessern wollt:
- Kommuniziert miteinander! Es ist wichtig, dass ihr über euren Sex sprecht. Dein:e Partner:in muss wissen, was dir Lust bereitet oder was dir Angst macht, was du dir wünschst oder was ein absolutes Tabu für dich ist. Auch wenn du noch wenig Erfahrung mit Sex hast, solltest du das nicht verheimlichen, sondern deine:n Partner:in darauf vorbereiten. So kann er:sie viel besser reagieren, die Führung übernehmen und sich darauf vorbereiten, dass er:sie etwas Geduld mit dir haben muss. Im besten Falle bleibt euch beiden eine Enttäuschung erspart.
- Offene Kommunikation über Sex ist leichter gesagt als getan. Das Buch „Bettgeflüster“ von Andrea Bräu kann euch dabei helfen.
- Hab Verständnis und Geduld, wenn dein:e Partner:in im Bett nicht so offen ist wie du. Vielleicht hat er:sie eine streng religiöse Erziehung erfahren, ist traumatisiert, fühlt sich unattraktiv oder braucht einfach etwas länger und braucht erst eine gewisse Vertrauensbasis, um Hemmungen abzulegen und sich beim Sex wohlzufühlen. Dann müsst ihr in kleinen Schritten vorwärts gehen, und auf einen holprigen Anfang kann ein erfülltes Sexleben folgen.
- Wenn es die unterschiedlichen Präferenzen sind, die für die sexuelle Kluft sorgen, dann mache dir selbst bewusst, welche Kompromisse du eingehen und worauf du dich vielleicht doch einlassen kannst, denn ohne Kompromisse wird’s wohl kaum gehen – zumindest dann nicht, wenn ihr monogam bleiben möchtet. Dafür musst du nicht die Domina spielen, wenn du eigentlich viel lieber Kuschelsex magst. Aber den:die Partner:in mal zu fesseln, wenn er:sie so darauf steht, könnte doch eine Option sein, oder?
- Wenn Kompromisse nicht infrage kommen oder einfach nicht ausreichen, weil eine:r von euch Präferenzen hat, die sehr außergewöhnlich sind oder ins Extreme gehen, müsst ihr die Monogamie vielleicht aufgeben und eure Beziehung offen gestalten. Dann kann sich der:die Partner:in mit den extravaganten Präferenzen seine:ihre sexuelle Erfüllung bei anderen Sexpartner:innen holen, während ihr „normalen“ Sex miteinander habt.
Was ihr nicht tun solltet, falls ihr sexuell nicht zusammenpasst
Ihr seht, wenn ihr die Beziehung abgesehen von der Sexualität wirklich genießt und aufrecht erhaltet möchtet, könnt ihr etwas tun, damit es im Bett besser läuft – auch wenn sexuelle Diskrepanz durchaus natürlich auch ein verständlicher Trennungsgrund ist.
Was aber keine:r von euch tun sollte, ist, sich sexuell vollkommen zurückzunehmen, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, sich auf Praktiken einzulassen, die man abstoßend findet oder den Mangel an Befriedigung oder gar die Schmerzen einfach über sich ergehen zu lassen. Der Frust, die Unzufriedenheit, die Abneigung gegenüber Sex wird immer intensiver werden, und die sexuellen Probleme werden sich mit größter Wahrscheinlichkeit negativ auf die Psyche sowie auch auf die anderen Bereiche der Beziehung auswirken. Zumal es natürlich auch die anfangs stärkste Liebe nach und nach erstickt, wenn man mit einem Menschen immer wieder etwas tun muss, was man eigentlich nicht möchte. Die Beziehung ist dann sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt – wenn nicht faktisch, so doch emotional.