Sex ist keine rein körperliche Sache, sondern hat viel mit unseren Gedanken und Gefühlen zu tun. Deshalb haben wir auch nicht immer Lust, sondern müssen „in Stimmung“ sein, um genussvoll Sex haben zu können. Aber manchmal, vor allem in stressigen Lebensphasen oder wenn du unter einem Mangel an Selbstvertrauen leidest, bildet sich im Kopf eine Art Blockade. Es fühlt sich an, als wäre der Kopf voller Gedanken, die keinen Platz lassen für Erotik und Sinnlichkeit. Statt auf die Zärtlichkeiten und die Lust deines:deiner Partners:Partnerin fokussiert zu sein, denkst du daran, was du noch alles erledigen musst, wie stressig der Arbeitstag wieder war, an den unangenehmen Streit mit deiner Mutter oder auch daran, ob du gerade gut genug aussiehst oder riechst. So macht es natürlich keinen Spaß. Was kannst du tun, um deinen Kopf frei zu kriegen und den Sex in vollen Zügen zu genießen?
Mach dir klar, dass es nicht um Leistung geht
Kreisen deine Gedanken ständig darum, ob du alles richtig machst, wie du aussiehst, ob du beim Sex eine gute „Performance“ abgibst, dann mache dir bewusst, dass es hier nur um dich ihn deine:n Partner:in geht – ihr habt kein Publikum, zum Glück! Und die Dinge, die dir gerade im Kopf herumschwirren und deine Lust zunichtemachen, deine angeblichen körperlichen Makel, hat dein:e Partner:in jetzt wahrscheinlich gar nicht auf dem Schirm. Er:Sie möchte einfach nur mit dir schlafen und die intensive Nähe zwischen euch genießen. So nahe, wie ihr euch gerade seid, hat er:sie gar keine Möglichkeit, deinen Körper zu überschauen und irgendwelche Schönheitsfehler zu bemerken.
Nimm es nicht so dramatisch, wenn es gerade nicht klappen will
Ihr wolltet gerade intim miteinander werden, doch plötzlich kannst du einfach nicht, die Lust ist wie weggeblasen? Das ist schade, aber kein Drama, wenn du jetzt selbstbewusst bleibst. Sag einfach: „Tut mir leid, es geht gerade nicht. Lass es uns später nochmal versuchen“, und dann könnt ihr etwas Anderes machen. Vielleicht einen Film schauen oder einen Spaziergang machen. Dann beruhigen sich die Gedanken in deinem Kopf vielleicht wieder und du schaffst es, dich zu entspannen. Dann könnt ihr einen neuen Versuch wagen.
Erkunde deine:n Partner:in mit allen Sinnen
Vielleicht kann es dir helfen, deine:n Partner:in mal wirklich bewusst mit allen Sinnen zu erleben. Wahrscheinlich kennst du seinen:ihren Körper schon in- und auswendig, und vielleicht ist die Tatsache, dass du glaubst, es gäbe nichts mehr daran zu entdecken, auch mit ein Grund dafür, dass du beim Sex so abgelenkt bist.
Wenn du genau aufpasst, was er:sie mit welchen Körperteilen macht, wo er:sie seine:ihre Hände hat und wie sich das für dich anfühlt, wie seine:ihre Geschlechtsorgane aussehen und riechen, wo und wie er:sie dich küsst und wie sich wiederum verschiedene Körperpartien anfühlen, wenn du sie küsst, bist du so beschäftigt mit dem Sex, dass deine Gedanken vielleicht nicht mehr abschweifen – und je bewusster du jede Berührung, jeden Schritt beim Sex wahrnimmst, umso mehr kannst du auch genießen und deine:n Partner:in rechtzeitig in die Richtung lenken, die für dich am schönsten ist, anstatt einfach irgendwas geschehen zu lassen und nebenbei an die Steuererklärung zu denken.
Mache Achtsamkeitsübungen
Viele Menschen haben Schwierigkeiten, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren, nicht nur beim Sex. Das betrifft gerade Leute, die ein wirklich volles Leben mit vielen Verpflichtungen haben. Klar, wenn das Kleinkind schlecht schläft, das Grundschulkind im Unterricht nicht mitkommt, die Mutter krank ist und die Projekte in der Arbeit auch noch pünktlich abgeschlossen werden müssen, ist es kaum vorstellbar, den Kopf tatsächlich mal auszuschalten und einfach das Leben – zum Beispiel ein schönes Liebesspiel mit dem:der Lebenspartner:in – zu genießen. Aber es geht – und es ist dringend notwendig! Wenn es auch dir so geht, kannst du mit Achtsamkeitsübungen lernen, entspannter durchs Leben zu gehen und dich auf schöne Dinge zu konzentrieren. Trainieren kannst du Achtsamkeit mit der Hilfe von Ratgebern in Buchform, wie zum Beispiel Achtsamkeit to go von David Harp oder Das Achtsamkeitstraining von Mark Williams und Danny Penman. Oder – etwas ganz Besonderes – ein Achtsamkeits-Ausmalbuch für Erwachsene: Der Achtsamkeits-Begleiter von Sarah Jane Arnold.