Leistungsdruck und Unsicherheit: Worunter Männer beim Sex leiden

Worunter Männer beim Sex leiden

Viele Frauen haben Schwierigkeiten damit, die männliche Perspektive ihres Partners beim Sex zu verstehen. Es gibt da diese Vorurteile, und zugleich sind viele Männer nicht gerade wortgewandt, wenn es um ihre Gefühle geht. Und schon kann der Eindruck entstehen, Männer wollen es am liebsten schnell, hart und wild. Sie seien von sich selbst und ihren Fähigkeiten als Liebhaber vollkommen überzeugt und bemerkten gleichzeitig jeden noch so kleinen optischen Makel ihrer Sexpartnerin.

Wenn man sich all diese Klischees aber so durchliest, wirken sie auf einmal doch ziemlich platt, oder? Du kennst den Mann, mit dem du zusammen bist. Du weißt, dass er eine vielschichtige Persönlichkeit ist. Dass er mal gut und mal schlecht drauf ist, du weißt, wofür du ihn liebst. Warum sollte er also beim Thema Sex plötzlich so extrem einfach gestrickt sein?

In der Regel sind das Männer auch nicht, und was Männer beim Sex stresst, worunter sie vielleicht leiden könnten, kannst du schnell herausfinden, indem du einen Blick auf deine eigenen, weiblichen Gefühle wirfst. Denn natürlich unterschieden sich Mann und Frau in ihrem Denken und Fühlen. Der berühmte Paartherapeut John Gray weiß in seinem Buch „Männer sind anders. Frauen auch.“ darüber viel zu erzählen. Aber dennoch: Menschlich sind wir alle – und so haben wir auch alle menschliche Emotionen und Bedürfnisse.

Der weibliche Orgasmus: Männer haben Angst, ihre Partnerin nicht befriedigen zu können

Der weibliche Orgasmus war vor ein paar Jahrzehnten noch ein Tabuthema, heute aber wirkt er allgegenwärtig. Die Medien reden über klitorale und vaginale Orgasmen, über multiple Orgasmen und über die weibliche Ejakulation, die als sowas wie der Beweis der größten weiblichen Lust gilt. Natürlich geht das an Männern nicht vorbei und setzt sie unter Druck.

Wie macht man denn nun eine Frau sexuell glücklich, ist der vaginale Orgasmus mehr wert als der klitorale Orgasmus? Stimmt es, dass Frauen durch Penetration alleine nicht zum Höhepunkt kommen können? Soll ich sie vor oder nach meinem Samenerguss befriedigen, oder wie klappt es, dass wir gleichzeitig kommen? Wie schaffe es, dass sie ejakuliert? Will sie das überhaupt?

Du siehst schon, es gibt jede Menge Gedanken, die man sich zum weiblichen Orgasmus machen kann, wenn man selbst keine Frau ist. Gedanken, auf die du selbst vielleicht gar nicht kommen würdest. Es könnte sein, dass die Angst, dass du beim Sex keinen oder keinen guten Orgasmus hast, dass seine „Leistung“ also mangelhaft ist, deinen Schatz verunsichert oder verrückt macht.

Was ihm hilft, ist dein ehrliches Feedback: Sag ihm zärtlich, was er machen soll, damit es dir gut geht. Sprich ein Lob aus, wenn sich dein Orgasmus besonders intensiv angefühlt hat. Reagiere liebevoll und hingebungsvoll auf seine Mühen und sag auch ehrlich, wenn dir die eine oder andere Bewegung zu grob ist oder er sonst etwas macht, was dir nicht gefällt. Vielen Männern ist es zum Beispiel nicht bewusst, dass es unangenehm sein kann, wenn man das Vorspiel direkt mit dem Streicheln der Klitoris beginnt. Dann musst du ihm deutlich machen, dass er sich langsam herantasten muss.

Das Aussehen: Auch Männer leiden unter mangelndem Selbstbewusstsein

Bestimmt hast du dich schon ein paar Mal gefragt, wie du beim Sex eigentlich aussiehst und auf deinen Partner wirkst. Findet er dich schön, wenn du unter ihm liegst, auf ihm sitzt oder wenn er deinen Po und deinen Rücken ansieht, während er dich von hinten nimmt? Wenn er etwas zu dir sagt, etwas darüber, wie sexy und schön er dich gerade findet, bist du glücklich und deine Lust steigt ins Unermessliche.

Wir alle möchten, dass der Mensch, mit dem wir schlafen, uns attraktiv findet und unser Körper ihn sexuell „anmacht“. Gleichzeitig wissen wir auch alle, dass wir nicht perfekt sind und auch nicht sein müssen.

Deinem Mann wird es nicht anders gehen. Auch er sehnt sich danach, dass du seinen Körper magst. Er möchte, dass du seinen Penis gerne anfasst, in den Mund nimmst oder in dich eindringen lässt. Er möchte, dass du seine Schultern, seine Arme, seinen Po oder seinen Bauch schön findest und macht sich vielleicht Sorgen, dass das nicht der Fall sein könnte. Also nimm ihm seine Ängste und sag ihm, was dir an ihm gefällt. Auch mit zärtlichen Gesten zeigst du ihm, dass sein Körper dir viel bedeutet. Dass es dir Spaß macht, mit ihm Sex zu haben und dass seine Makel dich nicht stören.

Fazit: Männer und Frauen ticken unterschiedlich – aber wollen letztendlich dasselbe

Du hast es bestimmt schon geahnt: Männer sind keine Sexmaschinen, die einfach nur so schnell wie möglich „kommen“ und „kommen lassen“ wollen. Auch für die meisten Männer ist Sex eng mit Gefühlen verbunden, gerade wenn es um Sex innerhalb der Beziehung geht. Ihren Gefühlen entgegen zu kommen und Feedback zu geben ist wirklich wichtig. Das wird deinem Schatz den Leistungsdruck und die Unsicherheit nehmen. Er wird beim Sex mit dir selbstsicherer, glücklicher und dadurch auch ein (noch) besserer Liebhaber werden.

Und unabhängig von eurem gemeinsamen Sexleben, kann es dir auch für deine Beziehung als Ganzes helfen, dich mit der Psyche des Mannes und den modernen Anforderungen an das männliche Geschlecht auseinanderzusetzen. Vielleicht kann dein Partner selbst all das, was ihn bewegt und prägt, schlecht in Worte fassen, andere Männer versuchen sich aber daran. Zum Beispiel der Männertherapeut Björn Süfke, der mit seinen Büchern „Männerseelen“ und „Männer. Was es heute heißt, ein Mann zu sein“ ausdrückt, welchen gesellschaftlichen Herausforderungen Männer sich stellen müssen und wie sie emotional damit zurecht kommen können.

Auch das Buch „Männer mit Gefühl“ von Bärbel Schäfer kann dabei helfen, tiefer in das männliche Seelenleben zu blicken. Sie hat in dem Sammelband mit berühmten Männern über sensible Themen wie Trauer, Angst und Liebe gesprochen. Und der Familientherapeut Steve Biddulph möchte mit seinem Buch „Männer auf der Suche“ Frauen ebenfalls helfen, Männer besser zu verstehen.

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