Ich war noch nie in einem Swingerclub, jedenfalls nicht zum Vögeln. Dabei ist das in meiner Phantasie eine extrem scharfe Sache: attraktive, freundliche Menschen, die sich nichts Tolleres vorstellen können, als mir multiple Orgasmen zu verschaffen, oder anonyme dunkle Labyrinthe, in denen Hände nach mir greifen und es mir genau so besorgen, wie ich es am liebsten habe. Manche Phantasien sollten lieber Phantasien bleiben, und im Fall des Swingerclubs bin ich, wenn ich im Ernst und angezogen darüber nachdenke, sehr sicher, dass ich es nicht probieren möchte. Die Wahrscheinlichkeit, dass mir dort Kartoffelsalat in feuchten, niedrigen Kellern gereicht wird, Pilzkulturen in der Sauna sprießen oder ich haarige Handwerker-Décolletées in Tigertangas sehen muss, ist wesentlich größer als die Ekstasen, die ich mir beim Masturbieren ausmale.
Und das ist auch völlig in Ordnung. Nicht alle Phantasien müssen oder sollen umgesetzt werden, manche sind nur im Kopf scharf, in der Realität aber undenkbar oder sogar beängstigend. Das gilt besonders für Gewaltphantasien.
Laut einer Studie, die kanadische Forscher 2014 unternahmen, träumen knapp zwei Drittel aller Frauen von Unterwerfungsszenarien (immerhin die Hälfte der Männer erregt es, sich auszumalen, wie sie sexuell dominiert werden). Die Vorstellung, geschlagen zu werden, macht laut den Kanadiern immer noch ein Drittel der Frauen an (die Männer etwas weniger).
Aber das heißt nicht, dass man sich wirklich wünscht, gedemütigt und misshandelt zu werden. Die Gedanken sind frei, erotische Phantasien erst recht. Sie müssen nicht politisch korrekt sein, man darf denken, was immer einen gerade scharfmacht.
Erotische Phantasien sind ein echtes Geschenk. Ich benutze sie wie einen Grillanzünder. Sprühen beim Sex mal nicht so die Funken, weil ich vielleicht abgelenkt oder einfach nicht in Stimmung bin, schalte ich einen sexy Kopffilm dazu, und es lodert. Über solche Phantasien spreche ich übrigens nicht, die erzähle ich weder Freundinnen noch dem Partner, denn ich habe festgestellt, dass sie ihre Magie verlieren, wenn sie meinen Kopf verlassen.
Der Rektor der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien, Alfred Pritz, hat in einem Interview mit der Zeitschrift „Wienerin“ sogar berichtet, dass sexuelle Fantasien ihm beim Zahnarzt über Angst und Schmerz hinweghelfen.
Natürlich gibt es auch noch die Phantasien, die es wert sind, umgesetzt zu werden. Ein „Playboy“-Redakteur berichtete mir neulich, dass er regelmäßig Umfragen über die erotischen Wunschvorstellungen der Frauen in Auftrag gibt. Ganz vorn immer dabei: Sextoys. Er fragte mich, wie das sein kann und wieso Frauen, die gern mal einen Vibrator probieren würden, sich nicht einfach einen besorgen und loslegen.
Da konnte ich ihm nicht helfen, keine Ahnung, manches versteht man auch als Pornoautorin nicht.
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