Es kann in den besten, liebevollsten Beziehungen passieren, dass man sich voneinander entfremdet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber wenn die emotionale Komponente passt, ihr also Gefühle zueinander habt, und sich Liebe, Verbundenheit und Leidenschaft nur unter einer dicken Staubschicht befinden, dann gibt es auch ebenso viele Auswege. Mit unseren Tipps könnt ihr euch als Paar wieder näherkommen.
Erfreut euch mit kleinen Gesten der Liebe und Zärtlichkeit
Wenn die Anwesenheit des:der Partners:Partnerin sich selbstverständlich anfühlt, kann das zwar ein schönes Gefühl der Sicherheit sein, es kann aber auch dazu führen, dass wir vergessen, wie faszinierend es eigentlich ist, die große Liebe gefunden zu haben und wie gut wir es haben, dass wir mit diesem Menschen – in den wir einst so verliebt waren und der die Schmetterlinge in unsrem Bauch in den Wahnsinn getrieben hat – unser Leben teilen.
Dieses Selbstverständlichkeitsgefühl hat bei euch vielleicht dazu geführt, dass ihr euch nicht mehr darum bemüht, euch gegenseitig eine Freude zu machen und eure Liebe zueinander zu zeigen. Dabei bringen uns kleine, freundliche Gesten, die immer wieder in den Alltag eingestreut werden, näher aneinander und halten das Liebesglück, das gegenseitige Gefühl des Geliebtwerdens, am Leben. Hier nur ein paar von Tausenden von Beispielen:
- Küsst euch öfter: Zum Abschied, zur Begrüßung, einfach so zwischendurch. Ruhig auch mal mit einem richtigen, innigen, zärtlichen Kuss, nicht nur mit einem kleinen Bussi.
- Sagt euch regelmäßig, dass ihr euch liebt. Ein „Ich liebe dich“ braucht nicht einmal einen Kontext, sprecht es einfach aus, wenn euch gerade danach ist.
- Überrascht euch gegenseitig mit kleinen unerwarteten Dingen. Fährt dein:e Partner:in zum Beispiel manchmal mit dem Zug oder der S-Bahn zur Arbeit und muss dann nach Hause laufen? Dann kannst du ihn:sie mal abholen und ihr könnt gemeinsam laufen.
- Bringt vom Einkaufen ab und zu mal etwas mit nach Hause, was eure bessere Hälfte besonders gerne mag – selbst, wenn es ungesund ist. Er:Sie wird sich freuen, dass du an ihn:sie gedacht hast.
- Dein:e Partner:in trinkt jeden Morgen Kaffee, du aber nicht? Koch trotzdem einen, wenn du früher wach bist!
Pflegt gemeinsame Rituale
Es schweißt euch zusammen, wenn ihr regelmäßig etwas Angenehmes miteinander tut, worauf ihr euch immer wieder freuen könnt – also als Paar Rituale pflegt. Was es bei euch ist, das euch eine schöne Zeit miteinander beschert und euch einander näher fühlen lässt, ist vollkommen individuell. Aber wenn ihr auf der Suche nach ein wenig Inspiration seid, haben wir hier einige Ideen für schöne Paarrituale:
- Morgens zusammen in Ruhe frühstücken oder einen Kaffee trinken und sich über Wünsche und Erwartungen an den bevorstehenden Tag unterhalten
- Ab und zu (zum Beispiel einmal in der Woche oder im Monat) ausgiebig zusammen kochen und dann feierlich Abendessen
- Regelmäßige Spaziergänge, zum Beispiel jedes oder jedes zweite Wochenende – nicht nur einmal kurz um die Nachbarschaft, sondern lang und ausgiebig in der Natur. Dabei kann man über vieles Reden, wozu man zuhause gar nicht kommt, zum Beispiel über philosophische und weltanschauliche Themen oder Wünsche und Ängste, und neue Wege entdecken – im wörtlichen wie auch übertragenen Sinn.
- Einen regelmäßigen Paartag, an dem sonst keine anderen (dringenden) sozialen Kontakte gepflegt werden und das Handy in der Ecke liegen bleibt. Was ihr dann tut und unternehmt, kann sich von Mal zu Mal unterscheiden.
- Vielleicht wären auch Achtsamkeitsrituale etwas für euch? Das Buch „Zeit für Rituale“ von Lore Galitz gibt hierzu viele Anregungen, ebenso wie „Achtsamkeitsrituale“ von Theresa Cheung.
Führt Gespräche über eure Gefühle
Gerade wenn ihr lange zusammen seid und vielleicht auch Kinder und alte Eltern habt, kann es passieren, dass die Gespräche, die ihr miteinander führt, kühl und sachlich werden, schließlich muss so viel geklärt werden: Was muss eingekauft werden? Wer bringt die Kinder wo hin und wer holt sie wieder ab? Was sollt ihr nun tun mit all den 5ern in Mathe, die der Sprössling nach Hause bringt? Sollte die Oma wegen ihrem hohen Blutdruck besser mal zum Arzt?
Sich über die eigenen Gefühle auszutauschen, kann dann schnell auf der Strecke bleiben, dabei tut es Menschen so gut, mit dem:der Partner:in, den:die sie lieben, über ihre Gefühle zu sprechen. Fragt euch öfter mal gegenseitig, wie es euch geht, und falls sich dein:e Partner:in seltsam verhält oder besonders verschlossen ist, frage ihn:sie, ob er:sie sich unwohl fühlt und wie du helfen könntest. Höre einfach zu, wenn dein:e Partner:in Redebedarf hat. Wie wichtig Zuhören ist, und wie du lernen kannst, besser zuzuhören, kannst du in Andrea Wiedels Buch „Zuhören ist ein Geschenk“ erfahren. Anteilnahme und emotionale Offenheit, die Möglichkeit, unverblümt über die eigenen Gefühle zu sprechen, verbindet sehr.
Kurzurlaub oder Wochenendtrip: Nehmt euch gemeinsame Pausen vom Alltag
Im Alltag könnt ihr viel tun, um einander nahe zu bleiben oder wieder näher zu kommen. Aber ab und zu sollte der Alltag auch unterbrochen werden – und zwar öfter als einmal im Jahr im Sommerurlaub. Alle paar Monate mal einen Kurzurlaub machen, sei es auch nur ein Wochenende oder wenigstens eine Übernachtung, sorgt für dauerhafte Vorfreude auf die nächste gemeinsame Alltagspause und ermöglicht euch ein Maß an Entspannung und Zeit füreinander, das ihr zuhause vermutlich kaum haben könnt.
Ihr müsst auch wirklich nicht weit wegfahren. Schöne Orte, die zum Verweilen einladen, gibt es auch in eurer Region. Für einen entspannten Kurztrip eigenen sich regionale Ziele sogar besser. Ihr spart euch so eine lange Anfahrt und habt mehr Zeit, die ihr miteinander am Reiseziel gestalten könnt.
Findet (neue) gemeinsame Ziele und Projekte
Manche Paare entfernen sich deshalb voneinander, weil ihnen die gemeinsamen Ziele verloren gehen. Das passiert zum Beispiel älteren Paaren, deren Kinder ausgezogen sind und für die die gemeinsame Erziehung das verbindende Element der letzten Jahre gewesen ist. Aber auch wenn ihr zum Beispiel einen langwierigen Hausbau abgeschlossen oder ein gemeinsames berufliches Ziel erreicht habt, kann eine seltsame Leere zurückbleiben.
Habt auch ihr das Gefühl, dass euch ein gemeinsames Ziel fehlt, egal ob ihr gerade etwas so Großes wie die Kindererziehung hinter euch habt oder nicht, könnt ihr euch auf die Suche machen nach Projekten, die ihr gemeinsam angehen könnt:
- Ihr könntet gemeinsam einen Garten anlegen, wo ihr Gemüse und Obst anbaut, oder
- ein Musikinstrument lernen (in den meisten Musikschulen wird Unterricht in Zweiergruppen angeboten), oder
- euch ein Haustier anschaffen – besonders ein junger Hund wird euch ordentlich beschäftigen,
- und vieles mehr.
Den eigenen Kosmos wahren: Unternehmt auch etwas ohne einander
Manchmal entfernen sich Paare emotional auch von einander, gerade weil sie physisch ständig zusammen sind. Deshalb kann es die Beziehung auch beflügeln, wenn ihr öfter mal auf Distanz geht, alleine oder mit Freunden etwas unternehmt und eure eigenen Hobbies und Interessen pflegt. Das eröffnet euch als Paar auch neue Möglichkeiten der Kommunikation: Ihr habt euch wieder etwas zu erzählen, könnt euch über eure verschiedenen Erfahrungen und Eindrücke austauschen und euch mit lustigen Geschichten, die der:die andere nicht mitbekommen hat, zum Lachen bringen.
Dabei kann es für die Paarbindung auch sehr bereichernd sein, wenn ihr die Hobbies des:der anderen wahrnehmt, ohne sie gleich zu teilen. Spielt dein:e Partner:in Klavier? Dann setze sich ab und zu ins Zimmer, wenn er:sie übt und hör zu oder frage ihn:sie, ob er:sie für dich ein Stück einüben und dir vorspielen könnte. Oder geht dein:e Partner:in gerne zum Fußball? Dann komm ab und zu mit zu einem Spiel und tauche ein in die Welt, die er:sie dort ständig erlebt.
So hat jede:r von euch seinen eigenen Kosmos, und gleichzeitig genießt ihr den Liebesbeweis, dass der:die Partner:in eure Hobbies wahrnimmt und sich für die Dinge interessiert, die euch so begeistern.
Entspanne dich selbst und sorg für weniger Stress im Alltag
Oftmals ist es zu einem großen Teil der Alltagsstress, der die Qualität der Paarbeziehung verschlechtert, obwohl die Liebe und die Partnerschaft eigentlich intensiv und wunderbar sind. Man lebt dann aneinander vorbei, weil man einfach keine Zeit füreinander hat oder zickt sich an, weil die Nerven blank liegen.
Das kann auf jeden Fall kein Dauerzustand sein und vergiftet selbst die schönste Beziehung. Es braucht aber gar nicht viel, um sich im Alltag ein wenig mehr zu entspannen und den Stress zu reduzieren – das geht selbst dann, wenn ihr zum Beispiel ein Baby habt, der Job gerade wahnsinnig anstrengend ist oder ihr dauernd zu tun habt, weil ihr gerade ein Haus baut.
Es gibt viele Möglichkeiten: Tägliche Achtsamkeits- oder Muskelentspannungsübungen zum Beispiel. Veronika Langguth in ihrem Buch „Atmen Sie sich gesund“ und Norbert Fessler in seinem Buch „Rasant entspannt“ geben hierzu Tipps und Anleitungen. Vielleicht liefert euch auch der Achtsamkeitskalender 2021 von Brigitte Beck einige Inspirationen. All dies macht eine superstressige Lebensphase natürlich nicht total entspannt, aber die Übungen könnten helfen, besser mit den Herausforderungen zurecht zu kommen, die schwierige Phase zu bewältigen und schließlich zurück zu einem etwas lockereren, weniger angespannten Alltag zu finden, in dem dann auch die Liebe wieder richtig blühen kann.